Regionale Zusammenarbeit und Raum zum Experimentieren sind zwei wichtige Faktoren für gelingende nachhaltige Entwicklung im urbanen Land: Das war eine zentrale Erkenntnis der Konferenz „Urbanes Land“ am 26. September in Ulm. 100 Besucher*innen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Unternehmen waren der Einladung des InnoSÜD-Teilprojekts „Urbanes Land“ an die Hochschule für Gestaltung gefolgt, um sich zu nachhaltiger Planung für Räume zwischen Stadt und Land auszutauschen. Internationale Referent*innen regten mit Praxisbeispielen zur Diskussion an, lokale Akteure ordneten die Bedeutung des Themas für die Region ein. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch richtete sich in einem Grußwort an die Gäste aus Deutschland, Europa und den USA.
In drei Panels mit Impulsvorträgen und Diskussionen ging es um die Zukunft des urbanen Lands, zu dem auch der Raum zwischen Ulm und dem Bodensee zählt. Themenschwerpunkte waren dabei die effiziente Nutzung von Flächen, eine nachhaltigere Gestaltung der Mobilität im urbanen Land und die Frage, wie in Planungsprozessen Raum für Experimente geschaffen werden kann.
Die internationalen Referent*innen zeigten in ihren Impulsvorträgen mit Beispielen unter anderem aus England, Italien, den Niederlanden und den USA verschiedene Lösungsansätze. Zu den vorgestellten Projekten zählten zum Beispiel der Wiederaufbau zerstörter Gebiete an der Küste von Long Island mit dem Ziel, besser gegen Klimawandel und extreme Wetterereignisse geschützt zu sein; Bürger-Energieprojekte in strukturschwachen Gebieten in den Niederlanden oder auch das Konzept einer neuen Stadt in Südengland, die günstig gelegen entlang bestehender Infrastrukturen auf möglichst kleiner Fläche alle nötigen Einrichtungen für Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Bildung und Unterhaltung unterbringen soll.
Im Anschluss an jedes Panel kam ein lokaler Akteur zu Wort, der das Gesagte auf die Situation in der Region übertrug: Der ehemalige Ulmer Baubürgermeister Alexander Wetzig, der Vorsitzende der Strategiegruppe Stadt Land der Architektenkammer Baden-Württemberg Mario Flammann und der Rektor der Hochschule Biberach Prof. Dr. André Bleicher.
Schlüssel für nachhaltige Planung: Experimentierfreude und Zusammenarbeit
Wie benötigte Lösungen am besten umgesetzt werden war Inhalt der an die Vorträge anschließenden Diskussionen, bei denen auch sehr unterschiedliche Standpunkte aufeinandertrafen. Einig waren sich die Referent*innen hingegen, dass das Finden nachhaltiger Lösungen Raum und Mut zum Experimentieren erfordere – und dass Planung nur erfolgreich sein kann, wenn alle betroffenen Akteure eingebunden sind und zusammenarbeiten.
Diese Einschätzung teilte auch der Ulmer Oberbürgermeister mit Blick auf seine Arbeit in Ulm und der Region: Zentraler Schlüssel für das Bearbeiten drängender Fragen sei die regionale Zusammenarbeit. Vor diesem Hintergrund hob OB Czisch auch die Bedeutung von Formaten wie der Konferenz des InnoSÜD-Teilprojekts und das zentrale InnoSÜD-Prinzip der Kooperation hervor.
Ausklang mit Essens-Kunst
Im Anschluss an die Konferenz wurde der Austausch noch in einem besonderen Rahmen fortgesetzt: Der Künstler Arpad Dobriban servierte eine Speisenfolge mit dem Titel „Available Food – Über den Umgang mit dem, was man hat“.
Der Künstler spannte den Bogen von der Bedeutung des Kochens für die kulturelle Entwicklung menschlicher Gesellschaften bis zu heutigen Fragen über die nachhaltige Produktion und Verwertung von Lebensmitteln. Mit Erklärungen zwischen den Gängen, vor allem aber durch die Auswahl und Zubereitung der Speisen regte er zum Nachdenken an.
Forschungsinitiative urbanes.land: Konferenz als Baustein eines neuen Forschungsfelds
Die Konferenz diente als ein wesentlicher Auftakt bei der Auseinandersetzung mit urbanisierten Territorien an der Hochschule Biberach. Die Leiterin des InnoSÜD-Teilprojekts Urbanes Land Prof. Dipl.-Ing. Ute Meyer betonte zum Abschluss, wie wichtig auch der zukünftige Austausch zwischen allen Akteuren innerhalb Europas in Bezug auf das Forschungsfeld sein wird. Sie freue sich darauf, die Ergebnisse der Konferenz in der Region und Deutschland als wichtigen Impulsgeber für weitere Projekte und Netzwerkveranstaltungen zu sehen.
„Vor allem die Frage der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis muss weiter vorangetrieben werden,“ resümierte die Konferenzleiterin. „Aus der regen Beteiligung aus Politik, Planung und Zivilgesellschaft lese ich aber ab, dass Interesse und Bereitschaft zu neuen Formaten in der Region hoch sind.“
Hintergrund: urbanes.land
urbanes.land ist ein Forschungs- und Transferzweig der Hochschule Biberach, spezialisiert auf evidenzbasierte Analyse und Strategieberatung von Planung und Politik auf kommunaler und regionaler Ebene. Im Zentrum stehen urbanisierte Gebiete mittlerer Dichte.
Forschung findet auf verschiedenen Maßstäben und mit unterschiedlichen Werkzeugen statt. Klassische geografische Methoden, Kartografie und Stakeholder-Analyse werden ergänzt durch netzbasierte Archive, Storytelling und Social media-Experimente. Das Team des InnoSÜD-Teilprojektes erleichtert, initiiert und stützt Planungsprozesse und stattet diese mit neuen Argumenten und Werkzeugen aus.
Derzeit laufen Projekte im Südwesten Deutschlands, in den Benelux-Staaten und im Baltikum.
Text: D. Barsch / InnoSÜD-Wissenschaftskommunikatorin