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Eine Eismaschine, ein individualisierbarer Augenbrauenstempel, eine Häkel- & Strickhilfe für Menschen mit Handicap, greifbare und somit begreifbare Lehrmaterialien zum Beispiel für den Mathematikunterricht oder eine OP-Zange aus dem 3D-Drucker: Das waren nur einige der Ideen, die bei der 1. Süddeutschen 3D-Druck-Challenge an der Hochschule Neu-Ulm ausgezeichnet wurden. Zahlreiche Teams aus Europa, Deutschland und der Region hatten sich beworben, neun haben es bis in die Endrunde geschafft. Neben Prototypen ihrer Idee aus dem 3D-Drucker mussten die Teilnehmer*innen auch einen Businessplan für ihr Produkt beziehungsweise ihren Service einreichen. Beim Finale am 20. Oktober 2020 kürte eine achtköpfige Jury aus 3D-Druck-Expert*innen, Wirtschaftsvertreter*innen und der Präsidentin der Hochschule Prof. Dr. Uta M. Feser die Gewinner*innen.

[Neu-Ulm] – Ein Algorithmus, der persönliche Erinnerungen wie Texte, Fotos oder Musikstücke in Kunstobjekte aus dem 3D-Drucker verwandelt: Damit belegten Gerhard Habiger und Matthias Matousek vom Team „BitArt“ aus Ulm den ersten Platz bei der 1. Süddeutschen 3D-Druck-Challenge. Die Jury fand: Diese innovative Idee hat echtes Potenzial.

Das Siegerteam war überrascht: „Wir wollten mit der Teilnahme am Wettbewerb erst einmal testen, ob unsere Idee ankommt,“ so Matthias Matousek. „Der Sieg gibt uns jetzt den Push, unsere Geschäftsidee auch wirklich umzusetzen.“

Den zweiten Platz sicherte sich Leonie Fensterle aus Stuttgart mit ihrem personalisierten Augenbrauenstempel „Kashello“. Ihre Idee: Mithilfe einer Scan-App erhalten Kund*innen einen perfekt auf ihr Gesicht abgestimmten Stempel mit ausgearbeiteter Haarstruktur für das Augenbrauenstyling, der wertvolle Zeit vor dem Spiegel spart. Die Jury beeindruckte besonders der Businessplan der Zweitplatzierten und das Potential der Idee für Patient*innen mit Verlust der Gesichtsbehaarung.

Auf Platz drei schaffte es eine OP-Zange aus dem 3D-Drucker. Julian Kufner aus Staig will es mit „pliers_one“ Krankenhäusern ermöglichen, medizinische Wegwerfprodukte direkt vor Ort aus recycelbarem Material zu drucken, um lange Lieferwege zu sparen. Der Jury gefiel besonders die Idee, dass sich Krankenhäuser (zum Beispiel in Krisengebieten) so selbst mit OP-Hilfswerkzeugen versorgen könnten.

Außerdem vergab die Jury drei Sonderpreise: Einen Nachwuchspreis für das jüngste Team, einen Sonderpreis für eine Idee mit besonderer sozialer Wirkung und einen für das schönste Produktdesign.

Ziel der Challenge: Ideen aus den Köpfen in die Realität bringen

Entstanden ist die Idee zur 3D-Druck-Challenge im Rahmen des InnoSÜD-Teilprojekts „Physical, Augmented & Virtual Reality Logistics Living Lab“ an der Hochschule Neu-Ulm. Prof. Dr.-Ing. Oliver Kunze, Dr. Fang Li und Fabian Frommer beschäftigen sich in dem Projekt damit, wie 3D-Druck-Technologien zum Beispiel in der Logistik zum Einsatz kommen können, um Lieferwege zu verkürzen. Nach dem Prinzip des „Open Lab“ können Studierende, aber auch regionale Firmen bei ihnen im Labor eigene 3D-Druck-Ideen testen.

„Die 3D-Druck-Challenge ergänzt den Wissenstransfer, den wir in InnoSÜD betreiben,“ erklärt Professor Kunze. „Genau wie in unserem Open Lab geht es uns bei der Challenge darum, Ideen aus den Köpfen zu holen und in die Realität umzusetzen, und Ideen zu neuen Geschäftsmodellen zu fördern.“

Damit die Umsetzung in die Realität wirklich gelingt, war der Wettbewerb zweistufig aufgebaut, erläutert Fabian Frommer, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt den Wettbewerb mit organisiert hat: „Zuerst mussten die Teilnehmenden ein Produkt entwerfen und als Prototyp ausdrucken. Die Teams mit den besten Ideen wurden dann aufgefordert, einen Businessplan zu erstellen, der Aspekte wie Kosten, Gewinn oder Vermarktungskanäle beleuchtet.“

Produktidee und Businessplan stellten die Sieger*innen der Vorrunden beim Finale am 20. Oktober 2020 vor. Coronabedingt musste die Veranstaltung zwar virtuell stattfinden, sie war aber dennoch für Finalist*innen und Preisstifter*innen ein inspirierendes und spannendes Event.

Nach der großen Resonanz wollen die Organisatoren den Wettbewerb weiterführen: Im nächsten Jahr soll die 3D-Druck-Challenge weiterwachsen und noch mehr Tüftler*innen aus ganz Deutschland begeistern – und darüber hinaus.

Preise und Know-how: Firmen aus der Region und ein YouTuber unterstützten den Wettbewerb

Zu gewinnen gab es attraktive Preise rund um 3D-Druck und den Start ins Unternehmertum: Von Einkaufsgutscheinen für 3D-Druck-Material über Workshops zu verschiedenen 3D-Druck-Techniken sowie zu Gründung und Marketing bis hin zur Gelegenheit, sich auf der Messe Augsburg einem Fachpublikum vorzustellen. Die Finalist*innen qualifizierten sich außerdem für ein Praktikum bei Daimler Evobus – und zum Ausspannen gab es für die Erstplatzierten VIP-Tickets für die ratiopharm arena.

Außerdem darf das Siegerteam sein Produkt in einem gemeinsamen Video mit YouTuber Andreas Weiss vorstellen. Als „3D-Druck Andi“ bringt er mit seinen Videos auf YouTube gut 35.000 Abonnent*innen 3D-Druck-Techniken nahe und erreicht damit zum Teil mehrere Hunderttausend Zuschauer*innen pro Video.

Die Trophäen in Gold, Silber und Bronze für die Plätze 1 – 3 gestaltete Designerin Gesa Pickbrenner eigens für den Wettbewerb, die Firma Hilscher fertigte sie an – natürlich im 3D-Metalldruck-Verfahren.

Pokale und Preise wurden von Firmen aus der Region gestiftet, die zudem in der Jury ihre Expertise einbrachten und den Teilnehmer*innen praktische Tipps mitgaben. „Ohne die großzügige Unterstützung unserer Preisstifter hätten wir die 3D-Druck-Challenge nicht in diesem Umfang durchführen können,“ bedankte sich Professor Kunze.

Als Preisstifter waren dabei:

  •  Volksbank Ulm-Biberach e.G.
  • Max Hilscher GmbH
  • Honold Logistics Group
  • Fabb-It pro3D GmbH
  • EvoBus GmbH
  • EOS GmbH
  • Mark3D GmbH
  • Filament World
  • Messe Augsburg
  • 3D-Druck Andi

Impressionen vom virtuellen Finale