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Was wäre, wenn ein Mitarbeiter in der Montage alle nötigen Informationen zu seinem Arbeitsauftrag vor sich hätte – passend zugeschnitten auf den jeweiligen Arbeitsauftrag, mit Fotos und Videos zur Ergänzung? Mit dieser Frage hat sich ein Team aus Vertreter*innen von sechs regionalen Unternehmen im Rahmen des InnoSÜD-Teilprojekts CITIS – Cooperative IT Innovation Space beschäftigt, begleitet von InnoSÜD-Wissenschaftler*innen der Hochschule Neu-Ulm. Im April konnten Sie das Ergebnis ihrer Arbeit vorstellen: Einen Protoypen für die Montage von PistenBullys der Firma Kässbohrer Geländefahrzeug AG in Laupheim.

[Neu-Ulm] – Der Schlüssel zum Erfolg des Innovationszirkels: Im Team arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Aufgabenbereichen, Unternehmen und Branchen zusammen – von IT-Entwicklung über Beratung und Projektmanagement bis zum Change Management. Deren unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen und Perspektiven fließen in die gemeinsame Arbeit ein, begleitet vom Team der Hochschule Neu-Ulm, Teilprojektleiter Prof. Dr. Thomas Bayer und Projektmanagerin Anna Gaab. 

Sechs Monate lang hat sich das Team regelmäßig getroffen – in intensiven Kreativ-Workshops und bei Meetings in den virtuellen Räumen des InnoSÜD-Partners TriCAT. Die Fragestellung zum Start: Wie können Augmented Reality und Virtual Reality in Produktion und Montage eingesetzt werden? Mit Methoden des Design Thinking erarbeitete das achtköpfige Team bei einem zweitägigen Kreativ-Workshop im vergangenen Herbst eine Antwort auf diese Frage, die zur Zielsetzung des Innovationszirkels wurde: Per Augmented Reality-Brille sollen Monteure direkt an ihrer Arbeitsstation in der Montagehalle passend zugeschnittene Informationen zu ihrer aktuellen Aufgabe erhalten. Dafür galt es nun die geeignetste AR-Brille zu finden und eine passende Anwendung zu entwickeln.

Augmented Reality in der Montage: Generalprobe bei Kässbohrer Geländefahrzeug AG

Um die Anwendung möglichst nutzerfreundlich zu gestalten, besuchte das Team die PistenBully-Produktion in Laupheim und sprach mit Monteuren über Abläufe, Herausforderungen und Bedürfnisse in ihrer täglichen Arbeit. Dort wurde die Anwendung auch direkt an der Montagelinie von den potenziellen Anwendern getestet.

Deren Fazit sei überwiegend positiv ausgefallen, freut sich InnoSÜD-Mitarbeiterin Anna Gaab, die den Innovationszirkel organisiert und begleitet hat. „Besonders gut kam bei den Mitarbeitern aus der Montage an, dass man bei der Arbeit die Hände frei hat und Informationen zum Beispiel zu neuen Fahrzeugtypen schnell abrufbar sind. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft beim Einlernen in neue Abläufe oder auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter und trägt dazu bei, Fehler zu vermeiden die wiederum Nacharbeit nach sich ziehen. Was den Monteuren allerdings spontan gefehlt hat, war eine schwäbische Spracherkennung.“

Die Möglichkeit, eine Anwendung für einen konkreten Fall zu entwickeln, direkt am Arbeitsplatz in der Produktion zu testen und sich das Feedback der Nutzer zu holen, sei eine besondere Bereicherung gewesen, so die CITIS-Projektmanagerin.

Diese Einschätzung teilt auch Rima Rouane, Projekt- und Change Managerin bei Kässbohrer Geländefahrzeug AG und Teil des CITIS-Teams. „Gerade die Interviews mit Mitarbeitern aus der Montage haben mir einen tieferen Einblick in unsere Prozesse verschafft und mir geholfen, die Arbeit dort aus einer anderen Perspektive zu sehen.“

Den Einsatz von Augmented Reality-Anwendungen habe man bei der Kässbohrer Geländefahrzeug AG bisher vor allem mit Blick auf den Vertrieb erprobt, zum Beispiel, um Produkte auf Messen anschaulicher darzustellen. Die Erfahrung bei CITIS habe gezeigt, dass auch der Einsatz in der Montage Potenzial berge, so Rouane: „Uns beschäftigt schon länger die Frage, wie wir Mitarbeiter*innen am besten Informationen zur Verfügung stellen können. Augmented Reality ist hier eine sinnvolle Ergänzung und Weiterentwicklung unserer bisherigen Digitalisierungsprozesse.“

Herausfordernde Methode und lohnende Erfahrung für das Team

Trotz aller Erleichterung über den erfolgreich geprüften Prototypen: Die Arbeit im Innovationszirkel habe den Beteiligten auch einiges abverlangt, berichtet Projektmanagerin Gaab. „Die sehr offene, kreative Methode des Design Thinking war für die Teilnehmer*innen eine Herausforderung. Der ein oder andere hatte zwischendurch das Gefühl, die Orientierung zu verlieren, da das Ziel nicht immer in Form von konkreten Schritten vor uns lag. Wir mussten uns immer wieder neu darauf fokussieren.“

Neben dem Prototypen ist daher auch diese Erfahrung etwas, was die Teilnehmer*innen aus dem Projekt mitnehmen, getreu dem Motto „der Weg ist das Ziel“. CITIS-Teilnehmer Matthias Rink von der Software-Firma artiso solutions GmbH fand es vor allem spannend, zu erleben, wie die Gruppe gemeinsam Innovation betrieben hat. Von den Methoden aus dem Innovationszirkel hat er sich auch für seine eigene Arbeit inspirieren lassen. „Einige der Methoden aus dem Projekt habe ich seitdem selbst schon mit Kund*innen und bei internen Diskussionen im Kollegenkreis angewendet und damit gute neue Lösungen gefunden.“

Dieses Feedback freut auch Teilprojektleiter Prof. Dr. Bayer. „Ziel des Teilprojektes ist es ja nicht nur, einen Prototypen zu entwickeln, sondern vor allem den Weg dorthin zu beobachten: Wie können unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven zusammenfließen, um innovative Lösungen zu finden? Das ist die zentrale Frage bei CITIS.“

Eine Frage, die das Team auch weiterhin beschäftigen wird: Im nächsten Jahr geht es mit dem nächsten Zyklus weiter, mit einer neuen Fragestellung aus dem Bereich Digitalisierung und Industrie 4.0 und neuen Teilnehmer*innen. „Wer Interesse hat, selbst einen Innovationszirkel mitzumachen, kann sich daher gerne melden,“ ermuntert Projektmanagerin Gaab.

Sechs Unternehmen aus der Region waren beim ersten Zyklus des CITIS-Innovationszirkels beteiligt: artiso solutions GmbH, conceito GmbH, COT Computer OEM Trading GmbH, Ingenics AG, Kässbohrer Geländefahrzeug AG und PERI GmbH. Für den nächsten Zyklus sollen es mindestens genauso viele werden.

Text: Dorothee Barsch, InnoSÜD-Wissenschaftskommunikatorin

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Video: Impressionen aus dem ersten CITIS-Kreativ-Workshop