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„WirvsVirus“, wir gegen das Virus: Unter diesem Motto haben am vergangenen Wochenende knapp 43.000 Menschen an einem sogenannten „Hackathon“ teilgenommen – der weltweit größte Hackathon, den es je gegeben hat. Die Bundesregierung hatte dazu eingeladen, bei dem 48-Stunden-Event Lösungsideen für die drängendsten Herausforderungen zu Zeiten der Corona-Krise zu entwickeln. Mithilfe von digitalen Tools entstanden dabei über 1.500 Projektideen. Persönlich treffen mussten sich die Beteiligten dabei nicht: Die Zusammenarbeit lief über Videochat und den Messenger-Dienst Slack. InnoSÜD-Gründungsmentorin Dr. Birgit Stelzer war dabei und erklärt, wie der Hackathon ablief.  

  1. Was ist eigentlich ein Hackathon?

Birgit Stelzer: Ursprünglich kommen Hackathons aus dem Bereich der Software-Entwicklung. Programmierer*innen treffen sich dabei, um gemeinsam neue Produkte herzustellen oder Lösungen für bestimmte Probleme zu entwickeln. Beim WirvsVirus-Hackathon waren aber nicht nur Software-Entwickler*innen dabei, sondern Menschen mit vielen verschiedenen Fachexpertisen. Unsere Aufgabe war es, Lösungen zu entwickeln für die vielen neuen Herausforderungen, die im Zuge der Corona-Krise auf uns zukommen. Entsprechende Fragestellungen, sogenannte Challenges, konnten Bürger*innen und Organisationen vorher benennen.

  1. Was hast du dabei gemacht?

Birgit Stelzer: Ich war als Moderatorin und Mentorin dabei. Das heißt, ich habe mit etwa 200 anderen Moderator*innen die ankommenden Teilnehmer*innen in kleinere Gruppen eingeteilt, in denen sich jeweils mehrere hundert Menschen über die Slack-App mit einer der eingereichten Fragestellungen beschäftigt haben. Dort habe ich die Diskussion und die vielen eingebrachten Projektideen strukturiert und den Beteiligten geholfen, sich erneut zu Kleingruppen zusammenzufinden und je eine Projektidee weiter zu bearbeiten.

Nachdem sich die Teams gefunden hatten, habe ich einzelne Teams als Mentorin weiter betreut. Dazu habe ich reihum in den digitalen Gruppentreffen vorbeigeschaut, Tipps zu Methoden und Werkzeugen gegeben und den Gruppen geholfen, aus ihrer Projektidee eine Geschäftsidee zu entwickeln und in Form eines Video-Pitches zu präsentieren. Anhand dieser Pitches wird später entschieden, welche Projektideen umgesetzt werden sollten.

Das alles ist eigentlich genau das, was ich auch als Ausgründungsmentorin in InnoSÜD mache. Während mir an der Uni Ulm beim Gründer*innen-Lunch oder in interdisziplinären Lehrformaten normalerweise 20 – 30 Forschende direkt gegenübersitzen, waren es nun eben bis zu 400 Hackathon-Teilnehmer*innen, mit denen ich digital zusammengearbeitet habe. Das war eine spannende Erfahrung – und ein tolles Beispiel dafür, was mit Open Innovation und digitaler, interdisziplinärer Zusammenarbeit alles möglich ist.

  1. Wie geht es jetzt weiter?

Birgit Stelzer: Im Laufe des Wochenendes wurden gut 1.500 Projekte entwickelt. Das sind ganz unterschiedliche Projekte, zum Beispiel eine App, die spielerisch zum Einhalten eines geregelten Tagesablaufs trotz Corona-Quarantäne anregt, eine Webseite, auf der Kleinunternehmen ihre Waren und Dienstleistungen virtuell anbieten können, oder eine Plattform, über die sich Menschen mit medizinischer Ausbildung als freiwillige Helfer*innen bei Engpässen melden können.

Die Pitch-Videos zu allen Projekten werden nun von Juror*innen gesichtet und anhand des dokumentierten Materials zu den Lösungsansätzen bewertet. Auch hierfür habe ich mich gemeldet, aber natürlich bewerte ich nicht die von mir betreuten Projekte, sondern bekomme Projekte innerhalb meiner Fachexpertise zufällig zugeteilt.  Anschließend wird entschieden, welche Projekte weiter unterstützt werden. Die Projekte sind alle nach dem Open Source-Prinzip entwickelt, das heißt, auch Firmen können sie weiterentwickeln und umsetzen.

Jetzt hoffe ich, dass die entwickelten Ideen dank der Vorarbeit der Teams schnell umgesetzt werden können, so dass wir mit dieser großartigen Aktion einen echten Mehrwert für unsere Gesellschaft erarbeiten konnten. Und ich möchte an dieser Stelle auch den Organisator*innen danken, die das ermöglicht haben.

Weiterführende Links:

Die Pitch-Videos der Kleingruppen sind auf Youtube zu sehen: https://www.youtube.com/channel/UCPv_kdljMHmt4kLNB7QGn0g/playlists

Weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Projekts: https://wirvsvirushackathon.org/

Übrigens: Das Guinness Buch der Rekorde prüft, ob der Hackathon als offizieller Weltrekord aufgenommen wird – das sagte der Schirmherr der Aktion, der Chef des Bundeskanzleramts Prof. Dr. Helge Braun in einem abschließenden Video. Das Beispiel könnte Schule machen: Sieben weitere Länder hätten sich bereits gemeldet, die ebenfalls einen Hackathon gegen das Virus veranstalten möchten, so der Kanzleramtschef.