Bild: Der Vergleich chemischer mit biologischen Wirkstoffen zeigt eine frappante Zunahme von Größe und Komplexität – eine Entwicklung wie vom Fahrrad zur Rakete. (Grafik von und mit freundlicher Genehmigung von: Ralf Otto, Alberto Santagostino, Ulf Schrader (eds.): From science to operations: Questions, choices and strategies for success in biopharma. (2014, McKinsey & Company)
Mit den neuartigen biologischen Wirkstoffen wächst die nächste Generation an Biopharmazeutika heran, die immenses klinisches Potenzial bietet. Krankheiten, die bisher nicht oder nur unzureichend behandelbar sind, können mit diesen neuartigen biologischen Wirkstoffen therapiert werden, die z.B. auf Viren, Bakterien oder Zellen basieren. Erste Erfolge haben diese Wirkstoffe bereits in der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen sowie seltener immunologischer und neurologischer Erkrankungen gezeigt. In der Region zwischen Ulm und Bodensee treffen weltweit führende Pharma-Unternehmen auf exzellente akademische Forschung an den Hochschulen. Durch verstärkte Zusammenarbeit wollen diese regionalen Partner ihre Expertise in Forschung, Entwicklung und Herstellung der neuartigen Wirkstoffe weiter bündeln und ausbauen.
Verglichen mit bisherigen Biopharmazeutika wie z.B. Antikörpern erreichen die Wirkstoffe der nächsten Generation eine neue Stufe der Komplexität in Aufbau und Funktionsweise. Sie versprechen große Hoffnung für Patienten weltweit, erfordern aber die Entwicklung neuer und angepasster Herstellungsverfahren. Aktuelle Verfahren, wie sie seit vier Jahrzehnten für die Produktion bisheriger Biopharmazeutika etabliert sind, sind hierfür ungeeignet.
Es braucht daher vermehrt Grundlagen- und Anwendungsforschung an Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ebenso wie die stetige Weiterentwicklung der industriellen Produktionsprozesse.
Von der InnoSÜD-Region Donau-Iller-Riss bis zum Bodensee findet sich dazu bereits jetzt die nötige akademische und industrielle Expertise mit den InnoSÜD-Partnern Universität Ulm und Hochschule Biberach und den wirtschaftlichen Akteuren, mit denen sie im BioPharma Cluster South Germany aktiv sind.
Nur in wenigen Regionen auf der Welt sind alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette für neuartige biologische Wirkstoffe in ähnlicher Weise konzentriert. Dadurch bestehen hier beste Chancen für den erfolgreichen Aufbau eines weltweit führenden Forschungs- und Technologie-Knotenpunkts für die Entwicklung und Produktion dieser nächsten Generation an Biopharmazeutika. Deshalb haben sich die regionalen Akteure entschlossen, ihre bereits bestehende strategische Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsam weiterzuentwickeln.
Ziel ist es, die Expertise und Kompetenz weiter zu fokussieren und dabei verschiedene Aspekte des Themas zu verzahnen: Von der Technologieentwicklung über Ausbildung und Lehre für Fachkräfte und Studierende bis hin zur Diskussion gesellschaftlicher Implikationen. Dieses Zusammenwirken von Technologie, Forschung, Lehre und gesellschaftlichem Diskurs soll den Durchbruch für die nächste Generation von Biopharmazeutika ermöglichen.
Text: Dr. Janosch Klebensberger, Dorothee Barsch