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Unternehmensgründungen sind eine effektive und schnelle Möglichkeit, um neueste Forschungserkenntnisse und innovative Technologien aus den Hochschulen in die praktische Anwendung zu bringen. Der InnoSÜD-Verbund will deshalb Forschende und Studierende ermutigen, aus ihrer Forschungsarbeit eine Geschäftsidee zu machen. Doch wie sehen das die Forschenden und Studierenden: Haben sie Interesse an einer Gründung oder haben sogar schon gegründet? Und falls nicht: Was hält sie davon ab? Diese Fragen hat InnoSÜD-Gründungsmentorin Dr. Birgit Stelzer mit ihrem Team in einer Umfrage unter 380 Angehörigen der Universität und des Universitätsklinikums Ulm untersucht. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet, eine Zusammenfassung steht zum Download bereit (s.u.).

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, sich prinzipiell für das Thema Gründung zu interessieren. 16 Prozent verfolgten bereits während ihrer Zeit an der Universität ein Ausgründungsvorhaben, von denen wiederum ein Viertel realisiert wurden. Viele Befragte haben zudem private Gründungsvorhaben, die nichts mit ihrer Forschung zu tun haben.
  • Besonders viele Gründungsideen gibt es in den Bereichen IT, Medizintechnik und Biotechnologie.
  • Zu den Gründen, warum Gründungsvorhaben nicht umgesetzt werden, zählen vor allem fehlende Finanzierung, die Zurückstellung von Vorhaben aus persönlichen Gründen und fehlendes technisches Wissen.
  • Als Unterstützung vonseiten der Universität wünschen sich die Befragten vor allem mehr Sensibilisierung zum Thema Gründung sowie Informationen zu bestehenden Möglichkeiten, außerdem Lehr- und sonstige Veranstaltungen, Beratung und Netzwerke.

Neben dem Studium ein Startup gründen oder aus der eigenen Forschung eine Geschäftsidee machen? Auf diesen Gedanken sind immerhin 60 der Befragten Uni-Angehörigen schon einmal gekommen. 15 von ihnen haben auch wirklich ein Gründungsvorhaben umgesetzt. 111 Befragte hatten schon einmal ein privates Gründungsvorhaben ohne Bezug zur Forschung, das immerhin 32 umgesetzt haben.

„Das ist keine schlechte Quote,“ findet Studienleiterin Dr. Birgit Stelzer, Ausgründungsmentorin im InnoSÜD-Verbund. „Wenn man jedoch bedenkt, dass knapp die Hälfte der Befragten sich als gründungsinteressiert einschätzt, dann ist hier noch Luft nach oben.“

Durch die Umfrage habe die Universität nun ein genaueres Bild über Bedürfnisse und Hindernisse bei der Umsetzung von Gründungsvorhaben. „Die meisten Befragten nennen als Hinderungsgrund die fehlende Finanzierung, andere haben ihr Vorhaben aus persönlichen Gründen zurückgestellt. Und manche trauen sich eine Gründung schlicht nicht zu, weil sie das Gefühl haben, dass die Idee technologisch noch nicht weit genug ist oder ihnen die unternehmerische Expertise fehlt. “

Weitere Hindernisse könnten auch vom Bereich abhängen, dem das Vorhaben entspringt. Unter den genannten bereits bestehenden Gründungsvorhaben befinden sich vor allem Ideen für IT-gestützte Dienstleistungen und Analysetools sowie Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Medizintechnik und Biotechnologie, gefolgt von den Bereichen Umwelt-, Klima- und Energietechnologie.

„Gerade Gründungsvorhaben in Bereichen wie Medizin und Biotechnologie benötigen oft eine hohe Startfinanzierung und teure Infrastruktur wie Labore,“ so die Ausgründungsmentorin. „Viele der Befragten gehen aber von einer vergleichsweise niedrigen benötigten Anschubfinanzierung zwischen 10.000 und 100.000 Euro aus. Noch mehr haben noch gar keine genaue Vorstellung, welche Finanzierung sie benötigen.“

Entsprechend verwundere es nicht, dass sich die Befragten an Unterstützung vonseiten der Universität neben grundsätzlicher Sensibilisierung für Gründungsthemen mehr Informationen und Beratung rund um das Thema Gründung wünschen. Als weiteren Wunsch nennen die Befragten eine Gründungskultur an der Universität, in der Gründungen schneller und unbürokratischer unterstützt werden, zum Beispiel wenn es um rechtliche Fragen wie Patentanmeldungen geht.

„Einige der bereits bestehenden Angebote an der Universität waren knapp der Hälfte der Befragten auch bekannt, zum Beispiel Networking-Events wie der InnoSÜD-Gründer:innen-Lunch. Andere sind noch nicht so etabliert,“ so Dr. Stelzer. „Wir müssen demnach bestehende Angebote noch besser sichtbar machen und weitere zielgruppenspezifische Unterstützungsmaßnahmen aufbauen, um ein lebendiges und erfolgreiches Gründungs-Ökosystem an der Universität zu schaffen.“

Im Rahmen der Verbundprojekte InnoSÜD und StartupSÜD werde dafür der Grundstein gelegt, so die Ausgründungsmentorin: „Gemeinsam mit den Partnern im Hochschulverbund bieten wir sukzessive weitere gemeinsame Formate an und ermöglichen Beratung und Zugang zu Finanzierung, Infrastruktur, Weiterbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten.“

Zur Studie

380 Angehörige der Universität und des Universitätsklinikums haben an der Online-Umfrage im Herbst 2020 teilgenommen, darunter vor allem Studierende (215), Promovierende (74) und Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen (65). Der größte Anteil der Befragten ist Mitglied der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie, der Rest verteilt sich über die Fakultäten für Medizin, Naturwissenschaften sowie Mathematik und Naturwissenschaften. 

Sollten Sie Interesse am gesamten Bericht haben, melden Sie sich bitte per E-Mail bei Dr. Birgit Stelzer: birgit.stelzer@uni-ulm.de.

 

Text: Dorothee Barsch, InnoSÜD-Wissenschaftskommunikation
Bild: Elvira Eberhardt